Blutzuckerwerte

[spargeltarzan40]

Hallo allerseits. Diabetes Typ 2 wurde bei mir anfangs 2017 (mit Alter 56, 192cm, 100kg) aus heiterem Himmel diagnostiziert. Ich bin am Arbeitsplatz plötzlich zusammengeklappt. Im Notfall wurde unter anderem routinemässig der Langzeit-Zucker gemessen, er war 16 mmol/l. Bis September 2020 habe ich ausser Metformin und etwas mehr Bewegung nichts «Grosses» gegen den Diabetes 2 unternommen. Natürlich messe ich seitdem den Blutzucker mit Akkucheck regelmässig, meistens zwei Mal am Tag, die Werte lagen mit 1000 bis 2500 mg Metformin immer zwischen 5 bis 10 mmol/L, der Langzeitzucker alle drei Monate bei ca. 6.5 +/-. Der Nüchternwert am Morgen war allerdings immer sehr hoch, bei 6.2 bis 8.0. Dann kam im September 2020 (Alter 59, mit 95kg) der nächste Hammer, Bluthochdruck und noch eine Tablette mehr schlucken am Tag, Durchschlafstörungen, und wieder eine Tablette mehr! Ich beschloss, endlich etwas zu ändern. Die Ernährung habe ich umgestellt, keine Pasta, kein Brot, kein Reis, keine Kartoffeln, keine Süssigkeiten mehr. Ab und zu Vollkornbrot und Vollkornpasta, aber sehr selten. Ab und zu, sehr selten, etwas selbstgebackenes Süsses von meiner Frau. Als Pasta-Ersatz die Erbsen und Linsen-Varianten. Viel mehr Salat, Rohgemüse. Fleisch (Rind, Schwein, Huhn) leider jeden Tag. Ich trinke den ganzen Tag nur Wasser, und 1 Liter Hibiskusblütentee, und täglich ein Glas Randensaft. Dazu jeden Tag 30 min Ausdauertraining auf dem Laufband. Ich habe seitdem stetig abgenommen, seit Juli 2021 hat sich mein Gewicht (Alter 60) bei 80 kg eingependelt. Der Langzeitzucker im Februar war 5.3, der im Juli bei 5.2! Mein Hausarzt meinte nun, ich solle das Metformin einfach ab sofort weglassen, jede Tablette weniger wäre gut für mich. Der einzig wahre Wert sei der Langzeitzuckerwert, meine Messwerte (Akkucheck) nicht so wichtig. Gesagt getan, nun messe ich Nüchternwerte am Morgen bis 9.0, und nach der Hauptmahlzeit, vergangen seit 90 min, auch mal über 10, aber nach der Arbeit am frühen Abend (Mittagessen vergangen seit 5 std.) um 5.5 -bis 6.0. Ich bin jetzt massiv verunsichert, weil die Werte ja schon sehr hoch sind. Vor allem die Diskrepanz zwischen Langzeitzuckerwert und Akkucheckwert verstehe ich nicht nicht. Was meint ihr?

[Herr_Koch]

Grundsätzlich ist ein Laborwert genauer als einer vom Messgerät. Vielleicht mal das Messgerät prüfen? Oder dein Nüchternzucker ist zu hoch, tagsüber scheints aber im Rahmen zu sein. Ein erhöhter Wert nach dem Essen ist „normal“.
Da wär natürlich spannend, zu wissen, wie sich der Zucker so allgemein verhält. Um das herauszufinden, gäbs Sensoren (die du als 2er ohne Insulin kaum bezahlt bekommst) oder eine sehr regelmässige Messung per Fingerstich … red doch mal mit dem Arzt, ob so eine intensivierte Messung sinnvoll wäre. Also wär sie, aber du musst ja an die Teststreifen kommen, drum …

[hut]

Hallo spargeltarzan40

Herzlich willkommen im diabetesclub.ch. Schön, dass du zu uns gestossen bist.
Die Aussage, der einzig wahre Wert sei der Langzeitzuckerwert, teile ich nicht. Dass der Blutzucker gewissen Schwankungen unterworfen ist, ist eine bekannte Tatsache, dennoch ist es grundsätzlich erstrebenswert, auf möglichst ausgeglichene Werte zu kommen. Wie Herr_Koch völlig zutreffend schreibt, sind die Blutzuckerwerte nach Mahlzeiten eher höher.
Vielleicht kann dir dein Arzt mal ein Muster des FreeStyle Libre anbringen, damit der Blutzuckerwert während zwei Wochen über 24 Stunden / Tag beobachtet werden kann.
Stellst du dich mit deinen massiven Ernährungseinschränkungen nicht etwas stark unter Druck?

[spargeltarzan40]

Danke für eure Antworten. Ich habe meinen Blutzuckerwert früher schon recht häufig gemessen, nüchtern nach dem Aufstehen, nach dem Mittagessen, nach dem Abendessen, vor dem zu Bett gehen. Auch mit anderen Systemen als Akku-Check, z.b. mit dem System von Bayer. Meine Langzeitzuckerwerte waren mit Metformin und dem "alten" Gewicht (90 bis 100 kg) immer so bei 6.8 bis 7.5. Und diese Langzeitzuckerwerte waren ja auch einigermassen übereinstimmend mit meinen selber gemessenen Werten. Aber seit ich vor einem Jahr mit der Ernährungsumstellung und mit dem Sport begonnen habe, und damit auch schön abgenommen habe (auf unter 80kg) stimmen die Werte eben nicht mehr überein. Und da ich jetzt auf Anraten meines Arztes gar kein Metformin mehr nehme, mache ich mir schon Sorgen. Nächste Langzeitzuckermessung ist Anfang November. Ich habe auch gar nicht das Gefühl, dass ich mich gross mit der Ernährung einschränke. Ich esse fast keine Weizenmehl-Produkte mehr, ab und zu mal Vollkorn. Als Ersatz die Erbsen - und Linsenmehlvarianten. Viel mehr Gemüse, gekocht und roh. Überhaupt keine abgepackten Süssigkeiten (Snickers!!!) oder Vollmilchschokolade mehr. Ab und zu etwas Selbstgebackenes von meiner Frau. Absolut null Süsswasser (Coca,Fanta, Sprite). Aber wo ich noch sehr viel Optimierungspotenzial hätte, wäre mein Fleisch - und Rotweinkonsum (jeden Tag). AUF DEN ROTWEIN WERDE ICH NIE VERZICHTEN :-)

[Herr_Koch]

Dann geniesse den Rotwein, man muss ja neben dem Diabetiker auch noch Mensch sein

Idee dazu: Der Alkohol im Rotwein senkt nachts deinen Blutzucker, dein Körper reagiert entsprechend darauf und schüttet Glucose aus. Was den Wert am Morgen dann so hoch ansteigen lässt. Den HbA1c wird diese kurze hohe Phase kaum beeinflussen, was die Diskrepanz erklären könnte. Da wärs natürlich auch mit einer nächtlichen Überwachung einfach, herauszufinden, ob es sowas sein könnte.

[Diabetes-Bloggerin]

Lieber Spargeltarzan, ich gratuliere Dir sehr herzlich, dass Du Deinen Typ2 Diabetes so gut in den Griff bekommen hast. Respekt! Du hast wirklich Deinen Lifestyle angepasst und das führt jetzt dazu, dass Du a) trotzdem ein tolles Leben hast und b) Dein Typ2 Diabetes in Remission gegangen ist, dh. Du quasi auf Medis verzichten kannst. Das ist nicht unüblich, aber braucht viel Einsicht und Disziplin, die Du offenbar hattest.

Ich selber bin seit >27 Jahre Typ1 Diabetikerin. Nicht dieselbe Erkrankung aber auch wir Typ 1 Diabetiker haben Insulinresistenz (das Hauptproblem des Typ 2). Mein Gamechanger für hohen Blutzucker und hohes Cholesterin war das weglassen tierischer Produkte. Tönte für mich anfangs super-krass (kein Käse, kein Fleisch, keine Kuhmilch), ich würde aber nach 4 Jahren pflanzenbasierter Ernährung NIE mehr wechseln. (Mein Mann übrigens auch nicht, und er ist nicht Diabetiker).

Dass man mit den Ernährungsanpassungen "unter Druck" sein soll, sehe ich nicht ein. Für mich ist es kein Verzicht, sondern ein riesen Gewinn. Man gewöhnt sich super-schnell an neues Essen und darf halt nicht aus der Position des "Verzichts" agieren, sondern muss sich Ersatz suchen, der dann zum Gewinn wird. Mjam, Linsensalate, Quinoa als Beilage, Vollkornbasmati-Reis...... Dafür keine Cholesterinsenker mehr, kein Problem mit dem Gewicht, täglich viiiiel Essen können (da viel Gemüse und Früchte), Kohlenhydrate soviel ich mag (natürlich eher "langsame", Vollkorn, Hülsenfrüchte). Süsses in Form von Beeren und anderen Früchten, Hafermilch in den Kaffee, Sojajoghurt mit den Beeren. (Und ja, man muss alle Marken durchprobieren, die sind geschmacklich teilweise ziemlich unterschiedlich).

Ein tiefes HbA1c (Langzeitblutzuckerwert) kann eben auch von Unterzuckerungen kommen. Deshalb hat Dein Arzt wahrscheinlich das Metformin runtergefahren. Hast Du einen Diabetologen oder "nur" einen Hausarzt? => such Dir definitiv einen Diabetologen. Und freu Dich daran, dass Du alles so gut im Griff hast!!

herzlich, Carla

PS: vielleicht magst Du mal schauen, wie und was ich esse, was mir guttut: https://diabetes-blog.org/category/essen/

[spargeltarzan40]

Hallo allerseits

Ich war heute wieder beim Arzt, Langzeitzucker messen. Ich habe die letzten drei Monate komplett auf Metformin verzichtet, wie vom Doktor empfohlen. Meine Blutzuckermessungen mit dem Akku-Check waren in dieser Zeitperiode etwas höher als mit Metformin, was ja auch zu erwarten war, im Schnitt über den ganzen Tag verteilt so. ca. bei 7 bis 9 Mmol/L. Also mein Langzeitzucker heute war: 5.7! Mein Arzt hat mir aufgetragen, ohne Metformin weiter zu machen, den Blutzucker regelmässig (alle drei bis vier Tage) über den Tag verteilt zu messen. Solange die Werte im gleichen Bereich sind wie in den letzten drei Monaten, soll ich erst wieder in einem halben Jahr zum Langzeitzucker kommen.
Liebe Carla, danke für deinen Kommentar. Ich hatte ganz zu Anfang eine „Diabetologin“ (eine MPA mit Zusatzausbildung). Ich bin aber mit der Dame nie ganz warm geworden. Deswegen gehe ich seit einem Jahr „nur“ noch zu meinem ganz normalen Feld - Wald - und Wiesenarzt, und fühle mich ganz gut aufgehoben. Danke auch für deinen Link, da bekommt man ja gehörig was auf die Augen! Ich werde mich dort sehr gerne mal einlesen, auch weil ich punkto Ernährung noch vieles besser machen könnte. Gruss, Spargeltarzan

[Diabetes-Bloggerin]

Lieber Spargeltarzan, danke für Deine liebe Nachricht! Ich drücke Dir die Daumen, dass Du weiter optimieren kannst, aber hey, Du bist sehr sehr gut unterwegs.
Und Du hast recht: der Arzt muss passen, sonst fehlt das Vertrauen und die Motivation. Sehe ich genauso.

Machs gut, halt die Ohren steif und lass mal wieder von Dir "lesen".
Beste Grüess, Carla