Orthorexie

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hut
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Orthorexie

Beitrag von hut »

diabetesclub.ch ist auf einen nachdenklich stimmenden Presseartikel gestossen:

EIN ESSZWANG NAMENS ORTHOREXIE
Schweizer essen sich krank

Ausgerechnet der Trend zur korrekten Ernährung macht immer mehr Menschen krank – und empfänglich für fragwürdige Allergietests.

Am schlimmsten war es im März 2015. Drei Tage lang kam Claudia K.* mit einer Karotte und ¬einer Kartoffel aus. Bei der Arbeit meldete sich die 35-Jährige krank – «um Energie zu sparen», sagt sie.
Damals ernährte sich die Ostschweizer Bankangestellte von Gemüse, Früchten und Säften aus einem Bioladen ihrer Heimatstadt. Doch der war wegen eines Todesfalls plötzlich zu: «Ich hatte Angst, zu verhungern.» Was als Entgiftungskur begonnen hatte, endete im Zwang, sich gesund zu ernähren. Claudia K. litt an Orthorexie.

Sie ist kein Einzelfall. «Zu uns kommen immer mehr Menschen, bei denen orthorektisches Essverhalten zu ¬einer pathologischen Störung geführt hat», sagt Gabriella Milos, Leiterin des Zentrums für Essstörungen am Unispital Zürich.

Essverhalten mit pseudoreligiösen Zügen
Ähnlich klingt es von Spitälern und psychiatrischen Einrichtungen in den Kantonen Zürich, Aargau, Basel und Bern. «Bei vielen nimmt das Bedürfnis nach gesunder Ernährung pseudoreligiöse Züge an», sagt Bettina Isenschmid, Chefärztin des Kompetenzzentrums Adipositas, Essverhalten und Psyche beim Spital Zofingen. Orthorektiker sind nicht hauptsächlich aufs Abnehmen fixiert, sondern auf das richtige, reine und gesunde Essen.

Selbstverständlich haben nicht alle, die auf gesunde Ernährung achten, ein Problem. Orthorexie ist neu und gilt noch nicht als Krankheit.

Zwanghafte Ernährung wird oft verharmlost

Vielen ist laut Bettina Isenschmid vom Kompetenzzentrum Adipositas nicht bewusst, dass sie ein Problem haben. «Bei uns melden sich mehr Angehörige als Betroffene.» Orthorektisches Essverhalten werde oft verharmlost und «als vorübergehende Marotte abgetan».

Kein Wunder: Gesunde Ernährung, Fitness, Selbstoptimierung – das entspricht dem heutigen Ideal. Bücher, Kochsendungen und Blogger bombardieren ihr Publikum mit Ernährungsratschlägen. Auf Instagram finden sich 55 Millionen Posts unter dem Hashtag #eatclean (sauber essen). Dabei verbirgt sich hinter den gepimpten Food-Bildern viel Leid. Wie das Schicksal der US-Foodbloggerin Jordan Younger. Auf dem Höhepunkt des Erfolgs gab sie plötzlich bekannt, dass sie kürzertreten müsse – wegen Orthorexie. Ihre Haut hatte sich durch die vielen Karotten orange gefärbt, die Haare fielen ihr büschelweise aus.

Das Geschäft mit der Angst

Viele Menschen glauben, unter einer Nahrungsmittelallergie zu leiden, und vermeiden bestimmte Lebensmittel. Obwohl gerade mal drei Prozent Allergiker sind, tut dies ein Viertel der Bevölkerung. Unispital-Chefärztin Milos: «Wir sehen häufiger als früher Menschen mit einer Essstörung und vermeintlichen Unverträglichkeiten.»

Die Angst ist ein gutes Geschäft. Studien zeigen, dass mit gluten- und laktose¬freien Produkten bis zu drei Mal mehr verdient wird als mit konventionellen.

Fragwürdige Allergietests
SonntagsBlick macht ¬einen Selbstversuch mit dem Test namens Imupro. Eine Angestellte des Labors Salamin in Sitten empfiehlt am Telefon das «Paket mit 90 Nahrungsmitteln» für 299 Franken – nicht gerechnet die Kosten für eine Blutentnahme; die muss man selbst organisieren.

Sieben Tage später kommt eine Aufzählung der unverträglichen Nahrungsmittel mit der Post: Glutenhaltige Getreide, Kuhmilch, Huhn, Ei, Apfel, Randen, Erdnuss, Sonnenblumenkerne und Rotbarsch seien zu meiden – die Liste ist lang. Seltsam nur: Bislang hatte die Blutspenderin aus der SonntagsBlick-Redaktion nie Beschwerden.

Wir machen einen anderen Bluttest, diesmal einen, den der Allergologe Schmid empfiehlt. Resultat: keine Allergien. Schmid ist nicht überrascht: «Jeder Mensch weist erhöhte IgG-Werte auf, wenn er häufig mit ¬bestimmten Lebensmitteln in Kontakt kommt.» Eine solche Reaktion auf Milcheiweiss bedeute nur, dass man häufig Milch trinke.

Und was sagt das Labor Salamin? Erhöhte IgG-Werte, so die Sprecherin Marie José Wicki, seien «nicht zwingend gleichbedeutend mit einer Erkrankung». Sie empfiehlt, doch mal zu versuchen, die von ihnen angegebene Therapie durchzuführen, «um herauszufinden, ob es nicht doch Symptome gibt, an die Sie sich gewöhnt haben und die mit Nahrungsmitteln in Verbindung stehen».

Krank aus Sorge um die Gesundheit

Gabriella Milos hatte kürzlich eine Patientin, die wegen eines Imupro-Tests auf viele Lebensmittel verzichtete – und krank wurde. Sie warnt: «Solche Tests unterstützen Menschen in ihrer Essstörung.»

Claudia K. überwand die Orthorexie mithilfe ihres Freundes: «Er war der Erste, der mich darauf ansprach.» Sie machte eine Therapie. Doch auch heute, ein Jahr später, ist sie nicht völlig ¬geheilt: «Süssigkeiten und Frittiertes bringe ich noch immer nur mit Mühe hinunter.»

Quelle / mehr dazu:
https://www.blick.ch/news/schweiz/ein-e ... 99025.html
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Re: Orthorexie

Beitrag von diabetix »

Ich hab den Artikel heute Morgen auch gelesen. Bedenklich :shock:
"Man" glaubt, da mitmachen zu müssen, um "dazu" zu gehören. Ich hab das in meinem Bekanntenkreis so erfahren :crazy:
diabetix
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