Tobsucht einer 2jährigen

Nebst den Diabetesmanagement gibt es manchmal auch bei Kindern mit Diabetes Erziehungsfragen zu diskutieren.
Lukas_ch
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Tobsucht einer 2jährigen

Beitrag von Lukas_ch »

Salü zusammen

Unsere Tochter ist 26 Monate alt und vor 2 Wochen wurde Diabetes Typ 1 diagnostiziert.

Momentan hat sie immer wieder Phasen wo sie machts aufwacht und bis
Zu einer Stunde rebelliert, sich gegen alles wehrt, uns wegschiebt, heult,
Alles wegschmeisst, sich an den Haaren reisst, sich auf die Finger beisst, etc.
Sie hat das manchmal wenn wir BZ messen wollen aber oft auch einfach so plötzlich

Wir sind uns noch nicht so sicher ob wir sie dann alleine lassen sollen bis sie sich beruhigt
oder besser bei ihr bleiben, obwohl sie klar zeigt, uns nicht sehen zu wollen

Sowas hatte sie vorher nie, das hat garantiert mit der Krankheit zu tun.

Ich kann ihr das auch nicht verübeln, denn ich würde am liebsten genauso reagieren,
ich habs auch noch nicht akzeptieren können.

Wir sind kurz davor, einen Psychologen beizuziehen, nur ob der uns helfen kann?

Kennt das jemand und was ratet ihr uns?

BZ-Werte sind in dem Momen oftmals soweit ok, dh zw. 4 und 12 (sie ist nochnicht sp gut eingestellt)

Gruss Lukas
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hut
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Re: Tobsucht einer 2jährigen

Beitrag von hut »

Hallo Lukas_ch
Die Situation ist für euch und eure Tochter ganz sicher nicht einfach. Einerseits sind Unmutsausbrüche eines zweijährigen kindes nicht selten, verbunden mit der BZ-Messerei und vielleicht manchmal auch tiefen Werten (welche auch bei Erwachsenen manchmal zu ganz schwierigem Verhalten fürhren können) wird die Sache nicht entspannter. Ob ein Psychologe die erwünschte Hilfe bringen kann, bin ich nicht ganz sicher. Meine Empfehlung: Wendet euch an Dr. Udo Meinhardt, PEZZ (pädiatrisch- endokrinologisches Zenztrum Zürich www.pezz.ch), ich denke, dort würdet ihr umfassend betreut.
Wer einen Tippfehler findet, darf ihn behalten, ich besitze noch einen genügenden Vorrat davon!
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Glückskäferli
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Re: Tobsucht einer 2jährigen

Beitrag von Glückskäferli »

Hoi Lukas

Wenn sie Wach ist, fragt sie mal wo ihr den Stechen dürft es gibt viele stellen, vielleicht hat sie gegen das Fingerpicksen etwas. Oder habt ihr denStecher nicht so tief eingestellt, so das ihr fest drücken müsst, vielleicht stört sie das. Ich hab bei meiner Tochter auf der Stufe 4! Muss also gar keinen Druck ausüben.

Eine andere Idee ist, macht es ihr vor. Misst zuerst bei euch selber oder sie bei euch. So das sie es sieht , dass das gar nicht schlimm ist.
Ich habe bei meiner Tochter nie das Problem gehabt, weill sie das Prozeder schon von mir gekannt hat hab es selber schon fast 20 Jahre :D .

Ich hab gerade im Profil von euch gesehen, das ihr Depo und Korrektur mit dem Pen spritzt. Ich bin immer noch dafür das ihr eine Pumpe für eure Tochter beantragt, das muss der Arzt machen. Wie Hut das schreibt, wendet euch bitte an den Dr. Meinhardt, der ist auch sehr gut, kann euch den auch nur empfehlen. So wie eure Tochter zur Zeit eingestellt ist, ich meine nicht wegen den Blutzuckerwerte, geht das nicht gut.

Hat eure Tochter nach einen solchen "Topsuchtanfall" hohe Werte? Meine hat nach einem Topsuchtanfall meistens hohe Werte :D .

Gruss Glückskäferli
Mach das Beste aus deinem Leben.

Lebe dein Leben und geniesse es, wie wenn es dein letzter Tag sei.
ClaudiaM

Re: Tobsucht einer 2jährigen

Beitrag von ClaudiaM »

Hallo Lukas

Der Anfang ist für alle Betroffenen sehr schwierig!
Die Kinder haben manchmal das Gefühl, wenn sie vom Spital nach Hause kommen ist das wieder wie vorher...
Und dann müssen sie irgendwie realisieren, dass das mit dem Spritzen und Picksen so bleibt.

Bei unserem Sohn kam noch dazu, dass er wütend wurde, weil wir ihm nicht geholfen haben (dass das Spritzen etc. aufhört) sondern damit weitergemacht haben. Zusätzlich hat er gemerkt, dass es uns nicht gut geht und das hat ihn zusätzlich verunsichert - und damit auch wieder auf eine Art wütend gemacht. Er hätte gerne einen Halt gehabt, dem wir ihm wie nicht bieten konnten - weil wir ihn ja selbst nicht hatten.

Vielleicht geht das bei eurer Tochter in eine ähnliche Richtung?

Sie brauchen einem, aber sie hätten natürlich auch die Situation gerne anders...

Ich weiss nicht, wo ihr wohnt, aber wir haben grad diesen Freitag in Winterthur einen Elterntreff. Vielleicht habt ihr Zeit und Lust ? (...und Energie)

Und gebt euch allen Zeit ! Die Trauer und all die anderen Emotionen brauchen ihre Zeit!

Alles Liebe
Claudia
Lukas_ch
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Re: Tobsucht einer 2jährigen

Beitrag von Lukas_ch »

Salü zusammen

Danke schon mal für eure Ratschläge. Ich denke, Claudia schildert so ziemlich genau was uns gerade widerfährt. Ich selber leide noch immer sehr stark unter der Diagnose. Meine Frau hat es schon etwas besser verdaut. Sie kann unsere Tochter auch viel besser beruhigen (d.h. bei ihr gehts vielleicht 30 Minuten, bei mir 60).
@Glückskäferli: Ich weiss jetzt nicht was du mit "Depo" meinst, jedenfalls spritzen wir mit einer Einwegspritze Insulatard als Langzeit- und Actrapid als Schnellinsulin gemischt jeweils morgens um ca. 8.30 und abends um 17.30.

Ich möchte verhindern, dass wir jetzt schon so früh von Arzt zu Arzt springen und immer wieder andere Meinungen erhalten. Ich bin mir sicher, dass man bei einer solchen Krankheit auch 10 Personen fragen kann und man erhält mindestens 11 Meinungen. Versteht mich nicht falsch, ich bin froh um Ratschläge jeder Art, aber wir haben momentan (noch) nicht die Energie, ständig zu anderen Ärzten zu springen. Wir waren im Kantonsspital Aarau und wurden dort eigentlich sehr gut betreut. Die dort zuständige Frau Doktor kümmert sich um alle Kinder im KSA und hat sicherlich viel Erfahrung. Sie ist sehr angenehm in der Art und wir verstehen uns soweit gut. Wenn wir jetzt wechseln würden, ist es schwierig, dies zu begründen und später wieder zurückzukehren. Ausserdem ist Zürich nicht gerade näher als Aarau für uns.
Ob die Pumpe für unsere Tochter schon praktikabel wäre, bin ich mir auch nicht so sicher. Von der Funktionsweise wäre es sicher ideal, da nicht mehr gespritzt werden muss. Ob sie das Teil jedoch an ihrem Körper akzeptieren würde, ist fraglich. Bei den Anfällen würde sie sie wohl vom Körper reissen, was ja gar nicht gut wäre. Natürlich alles nur Hypothese.
Das mit dem Finger aussuchen oder bei uns stechen haben wir auch schon gemacht, hat auch anfangs gut geklappt, jetzt aber nicht mehr.

Ich denke wir geben uns mal noch diese Woche Zeit und schauen wie es läuft. Es wird hart mit wenig Schlaf, aber wir müssen da wohl durch. Am Freitag treffen wir uns noch mit einer Mutter vom Dorf, welche ein ca. 5jähriges Kind hat mit Diabetes. Vielleicht hilft uns das.

Gruss Lukas
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Petra
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Re: Tobsucht einer 2jährigen

Beitrag von Petra »

Lieber Lukas
Es tut mir sehr leid, dass eure kleine Tochter an Diabetes Typ 1 erkrankt ist.

Ich habe keine Erfahrung mit Kindern mit Diabetes aber ich könnte mir vorstellen, dass es eurer Kleinen vielleicht manchmal noch einfach nicht wieder ganz wohl ist? Das Einstellen braucht ja Zeit, und du berichtest, dass ihr noch dabei seid. Ich kann mich noch erinnern, dass ich z.B. am Anfang der Diabetesbehandlung das Insulin nicht so gut vertragen habe und nachts, auch ohne Hypo, klatschnass aufgewacht bin. Wäre ich 2 gewesen, hätte ich dann sicher auch einen Tobsuchtsanfall bekommen.

Der Diabetes nimmt nach der Diagnose so viel Platz ein, da ist man allein damit so überbeschäftigt. Die Gedanken kreisen und der Trauer ähnliche Gefühle wie Wut, Angst und Verdrängung wollen beachtet werden.
Irgendwann rotiert alles ein bisschen langsamer, man gewinnt wieder Land und man merkt, dass es zum Glück auch so weiter geht.

Ich wünsche dir, deiner Frau und eurer Kleinen viel Mut und Kraft.
Hier hat es Eltern betroffener Kinder, sicher kannst du dir auch weiterhin Tipps holen.

Alles Liebe!
Petra
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Re: Tobsucht einer 2jährigen

Beitrag von sonnenblume »

Ich teile die Einstellung von Forti. 2-jährig ist wirklich ein Trotzalter und ihre Anfälle müssen nur bedingt mit dem Diabetes zu tun haben. Ich möchte dir, Lukas ein Buch empfehlen das meinem Sohn sehr gut getan hat. Es heisst "Marie, du schaffst das!" und ist im Anja Verlag erschienen. Es ist ein Mutmachbuch für die ganz kleinen und handelt von eben der Marie die Diabetes bekommt. Du oder deine Frau könnten es eurer Tochter erzählen und es hat auch ganz tolle Bilder die Diabetes für kleine Kinder verständlich machen. Im Uebrigen finde ich es toll, wie auch du als Mann dich mit dem Diabetes deiner Tochter auseinandersetzt. Ganz viele Mamis managen nämlich den Diabetes ihrer Kinder nahezu alleine, und da spreche ich aus Erfahrung. Für die Pumpe glaube ich auch das es noch zu früh ist. Mein Gedanke war auch gleich das die Kleine den Katheter wohl rausreissen würde. Gebt ihr noch Zeit, gebt EUCH noch Zeit. Auch wenn ihr das im Moment noch nicht glauben könnt, zitiere ich einen Satz aus obigem Buch "Auch mit Diabetes ist das Leben schön!" In diesem Sinne wünsche ich euch von Herzen viel Kraft, Mut und Selbstvertrauen!
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Re: Tobsucht einer 2jährigen

Beitrag von Glückskäferli »

Hi Sonnenblume

Bei meiner Tochter wurde mit 14 Monaten Diabetes festgestellt und sie trägt von anfang an eine Pumpe. Bis jetzt hat sie ein mal den Kathete entfernt, war wohl eher eine komunikationsproblem zwischen mir und ihr. Ich hab ihr nur gesagt , das wir die Nadel noch wechseln müssen und sie an ihren Katheter angeschaut und gefunden, das er nicht mehr 100% hält. Mami hat gesagt wechseln und weg war er, das war am Abend nach dem baden und ich wollte ihn erst am morgen wechseln :D . Sonst hat sie ihn noch nie selber entfernt.
Am Anfang hat sie höchstens reklamiert, wenn sie mit dem Schlauch irgend wo hängen geblieben ist. Mehr nicht.

Ich kann mir übrigens nicht vorstellen wie man ein Kleinkind mit dem Pen normal runter korriegieren kann. Wenn ich da nur die Korrekturwerte von meiner Tochter anschaue. Am Tage kommt sie mit einer Einheit um 10mmol/l runter und in der Nacht blos 60mmol/l :o . Kann man mir dem Pen auch 0.025 Einheiten spritzen? Ich nicht!

Gruss Glückskäferli
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Re: Tobsucht einer 2jährigen

Beitrag von sonnenblume »

Hi Glückskäferli. Du hast mich missverstanden. Ich bin überhaupt nicht gegen die Pumpe im Kleinkindesalter - im Gegenteil! Ich bin eine ganz grosse Befürworterin der Pumpe, gerade bei Kindern! Ich meinte, dass es im Moment für Lukas' Tochter wenig Sinn macht bereits auf die Pumpe zu wechseln da sie diese Tobsuchtsanfälle hat. Dabei würde sie wohl den Katheter rausreissen da sie ja um sich schlägt etc. Ausserdem muss sich die Familie erst an die Diagnose und die daraus resultierende Situation gewöhnen, von daher ist es - meiner Meinung nach - besser sie benutzen vorläufig den Pen wie sie's gelernt haben. Alles Andere bringt wieder Veränderung und kostet Kraft. Die ganze Familie sollte aber im Moment in erster Linie mal zur Ruhe kommen. Tobias hat seit 6 Jahren die Pumpe und er hat den Katheter auch erst 2x aus Versehen rausgerissen. Also in ein paar Monaten würde ich wahrscheinlich Lukas auch zur Pumpe raten, nur noch nicht jetzt. LG
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Re: Tobsucht einer 2jährigen

Beitrag von Glückskäferli »

Hi Sonnenblume

Bin ja eigendlich auch deiner Meinung.

Was ich aber nicht verstehe, warum haben sie die Pumpe nicht von Anfang an bekommen. Ich finde den Umgang mit der Pumpe viel einfacher, vorallem für ein Kleinkind. Ich selber wäre auf Sturm gelaufen, wenn man meiner Tochter mit 14 Monaten keine Pumpe gegen hätte.

Gruss Glückskäferli
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