CGM-WERTE KÖNNEN DEN HbA1c NOCH NICHT ERSETZEN
Bisherige Prüftests zur Qualität von CGM-Systemen sind nicht ausreichend standardisiert, kritisierte Diabetologe Dr. Freckmann in Madrid. Auch Patienten müssten klare Handlungsanweisungen an die Hand gegeben werden.
Mit kontinuierlicher Glukosemessung (CGM) bei Diabetes ermittelte Werte können erheblich von der Realität abweichen. Das müssen Patienten wissen und die Daten gelegentlich mit Blutzuckerselbstmessung kontrollieren, betonte Dr. Guido Freckmann vom Institut für Diabetes-Technologie (IDT) der Universität Ulm. Der Diabetologe kritisierte bei der International Conference on Advanced Technologies & Treatments for Diabetes in Madrid, dass bisherige Prüftests zur Qualität von CGM-Systemen nicht ausreichend standardisiert seien.
Für Geräte zur Blutzuckerselbstmessung wurde mit der „ISO 15197“ vor einigen Jahren ein Standardverfahren zur Qualitätskontrolle geschaffen. Alle Geräte müssen sich dabei den gleichen Tests unterziehen. Abweichungen von über +/-15 Prozent von Laborwerten sind nicht zulässig.
Werte schlecht vergleichbar
„Für CGM-Geräte gibt es solche Standards nicht“, kritisierte Freckmann. Zwar arbeiten die Gerätehersteller bei CGM mit der sogenannten „Mean Absolute Relative Difference“ (MARD), für die Tests gebe es aber kein standardisiertes Verfahren, so Freckmann. Nach seiner Ansicht reicht auch der neue von der US-Zulassungsbehörde FDA festgelegte „intraoperable CGM“ (iCGM)-Standard nicht aus. Vor allem die Werte verschiedener Geräte seien daher bisher besonders in Grenzbereichen nur schlecht vergleichbar.
Was das heißt, haben IDT-Forscher untersucht. Dabei haben sie die Werte zweier CGM-Systeme bei 24 Patienten über eine Woche verglichen, und zwar ein „real time“ (rt) und ein „intermittent scanning“ (isc)-System. Im Normalbereich hätten die Werte der „time in range“ (TIR) gut übereingestimmt (70-180 mg / dl). Vor allem aber für die Zeiten im Hypoglykämiebereich, „time below range“ (TBR), habe es Abweichungen von täglich bis zu einer Stunde gegeben. „Mit verschiedenen Geräten würden also beim selben Patienten wahrscheinlich unterschiedliche Therapieentscheidungen getroffen“, sagte Freckmann dazu.
Klare Handlungsanweisungen nötig
Der Diabetologe lobt die CGM, weil damit Patienten der Verlauf ihrer Krankheit gut vermittelt werden kann. Der Nutzen erschließt sich aber nur nach ausreichender Schulung und dabei müssen auch die Grenzen des Messverfahrens aufgezeigt werden. „Diabetiker sehen dabei Dinge, die sie vorher nicht gesehen haben“, sagte er, „etwa, wenn der Blutzucker kurzfristig auf 360 mg / dl steigt.“
Patienten brauchten für solche Situationen klare Handlungsanweisungen und dürften nicht überreagieren. Und um die Qualität der Stoffwechseleinstellung zu beurteilen, sollten Ärzte auch weiterhin nicht auf die HbA1c-Messung einmal im Quartal verzichten, betont Freckmann.
Quelle:
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/CG ... 11F7BFEYI4