Heikler Diabetes-Test: Ein einziger Messwert macht Schwangere krank
Die häufigste Komplikation bei werdenden Müttern ist Diabetes. Der Test dafür ist umstritten.
Verena Schmid (Name geändert) hatte eine sorglose Schwangerschaft – bis sie im sechsten Monat in der Vorsorgeuntersuchung einen Blutzuckertest machte. Das Resultat: Schwangerschaftsdiabetes. Einer ihrer Blutzuckerwerte war leicht erhöht gewesen. Dieser Messwert sollte fortan die Schwangerschaft der Zürcherin bestimmen.
Noch vor einigen Jahren hätte Verenas Wert von 5,1 Millimol pro Liter als normal gegolten. Doch seit 2011 sind die Grenzwerte für die Diagnose der Zuckerkrankheit in der Schweiz niedriger, und schwangere Frauen werden einem Screening unterzogen. Dadurch trifft die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes jede zehnte werdende Mutter, drei- bis viermal mehr als vor 2011
Hinter den strengen Grenzwerten steckt eine gute Absicht. Denn bleibt Schwangerschaftsdiabetes unbehandelt, sind schlimme Folgen für Mutter und Kind möglich.
Doch: Um die Diagnose zu stellen, reicht ein einziger erhöhter Wert. Das führt zu Überdiagnosen, bei denen eigentlich gesunde Schwangere als zuckerkrank erklärt werden. Nach Einschätzung der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ist dies bei jeder zwanzigsten Diagnose der Fall.
Noch höher schätzt Evelyn Huhn, Gynäkologin am Universitätsspital Basel, die Überdiagnosen. In ihrer Praxis betreffe es fast jede zehnte diagnostizierte Frau. «Diese Überdiagnosen nehmen wir in Kauf, weil man sie im späteren Verlauf der Schwangerschaft erkennen kann», sagt Huhn. So könnten Ärzte unnötige Behandlungen wieder einstellen.
Das geschieht jedoch nicht immer, wie Verena Schmid erleben sollte…
Quelle / Mehr dazu:
https://www.limmattalerzeitung.ch/leben ... -131974782