Diabetesclub.ch ist auf eine interessante Publikation in der Ärztezeitung gestossen:
BEI TYP-1-DIABETES IST DAR RISIKO FÜR FRAKTUREN VERDOPPELT
Real-World-Daten aus Deutschland zeigen: Menschen mit Typ-1-Diabetes haben im Vergleich zu Nichtdiabetikern ein nahezu zweifach erhöhtes Risiko für Knochenbrüche.
Typ-1-Diabetes gilt wegen der häufig damit verbundenen verringerten Knochendichte als mäßiger bis schwerer Risikofaktor für Frakturen. Forscher des Marktforschungsinstituts IQVIA Commercial haben jetzt die Inzidenzen von Knochenbrüchen bei Typ-1-Diabetikern in Deutschland im Vergleich mit Gesunden untersucht. Grundlage waren anonymisierte Diagnoseinformationen aus der retrospektiven Datenbank IMS® Disease Analyzer.
Krankheitsverläufe von über 4200 Patienten analysiert
Die Daten stammen aus 1203 Allgemeinarztpraxen in Deutschland, berichtet das IQVIA in einer Mitteilung. Ausgewertet wurden Therapieverläufe von 4214 Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes aus den Jahren 2000 bis 2015 (Indexphase). Die Therapieverläufe wurden bis zu zehn Jahre nach der ersten Insulin-Verordnung (Indexdatum) verfolgt.
Die Kontrollgruppe bestand aus 4214 Nichtdiabetikern, die nach Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, behandelndem Arzt und Indexjahr mit den Patienten „gematcht“ wurden. Bestimmt wurde die kumulative Inzidenz von Knochenbrüchen ab dem Indexdatum bis zum Ende der Nachbeobachtungszeit. Die mittlere Nachbeobachtungszeit bis zum Auftreten einer Fraktur oder bis zum Ende der Studie betrug bei den Diabetikern 5,7 und bei den Kontrollpersonen 5,4 Jahre.
Binnen zehn Jahren bei jedem 6. Diabetiker eine Fraktur
Ergebnis: Nach den IQVIA-Angaben wird die 10-Jahres-Inzidenz für einen Knochenbruch auf 17,8 Prozent geschätzt, bei den Nicht-Diabetikern sind es mit 9,5 Prozent nur etwa halb so viele. Die Ergebnisse sind statistisch signifikant. Ein erhöhtes Risiko für Brüche zeigte sich bei den Typ-1-Diabetikern über die gesamte Studiendauer. Auch steigt das Risiko mit dem Alter und tendenziell auch mit dem HbA1c-Wert.
Als Ursachen für das Risiko vermuten die Forscher: Hyperglykämien können den Knochenmineralerwerb beeinträchtigen und sind mit einer Abnahme des Knochenmineralgehalts, einer Beeinträchtigung des Vitamin-D- und Kalziumstoffwechsels, einer verminderten Osteoblastendifferenzierung und einer erhöhten Osteoblasten-Apoptoserate verbunden.
Brüche meist traumatisch und nicht osteoporotisch
Typ-1-Diabetiker sind dabei von allen Brucharten stärker betroffen als Gesunde. Signifikante Unterschiede zwischen Diabetikern und Nicht-Diabetikern ergaben sich bei Unterschenkel-/Knöchelbrüchen (3,1 vs. 1,7 Prozent), Fuß und Zehen (2,9 vs. 0,7 Prozent), Schulter und Oberarm (1,8 vs. 0,8 Prozent), Rippen, Brustbein und Brustwirbelsäule (3,9 vs. 1,8 Prozent). Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Mehrheit der Patienten wie auch der Gesunden zwischen 18 und 50 Jahre alt war. Deshalb sind das Risiko von Frakturen aufgrund des Lebensstils (Sportverletzungen und Traumata wie Verkehrsunfälle) und die veränderte Knochenqualität infolge von Diabetes und hypoglykämiebedingten Stürzen fast identisch.
Keine Unterschiede beim Frakturrisiko zeigten sich außerdem bei den Geschlechtern. Dies könnte zusammen mit der Verteilung der Frakturstellen darauf hinweisen, dass die meisten Frakturen bei Typ-1-Diabetes-Patienten traumatisch und nicht osteoporotisch sind.
Quelle:
www.aerztezeitung.de