temperaturschwankungen insulin

[hut]

Ich habe Geris Beitrag zur Stellungnahme an die Firma Novo Nordisk geschickt. Mal scahuen, was die dazu meinen. Sobald ich eine Antwort habe, werde ich sie ins Forum stellen.

[Herr_Koch]

Ich denke, die werden das nicht so bestätigen (können/wollen). Wenns nämlich kaputt gehen sollte, sind sie die Angeschmierten. Müsste mal evtl. einen Chemiker, Pharmakologen o.Ä. befragen, der nicht für eine Pharmafirma arbeitet.

[Geri]

Woher ich das weiß? Nun, Ausgangspunkt ist sicher meine eigene Erfahrung. Ich bin sehr viel auf Reisen, zum Teil 6-8- Monate am Stück, mit dem Rucksack in allen Teilen der Welt. Zum Teil lebe ich von diesen Reisen. Insulinkühlung war dabei nie notwendig, meist auch nicht möglich. Manchmal habe ich gezielte Untersuchungen auf diesen Reisen durchgeführt, um das Diabetes-Inventar zu testen.
Natürlich habe ich die Insulin-Hersteller mit meinen Erfahrungen konfrontiert, die ja in ziemlichem Widerspruch zu den restriktiven Anordnungen in den Beipacktexten stehen. Man hat mir gesagt, dass es zwei Arten von Informationen gibt. Jene für Diabetologen und Fachärzte, diese müssen aber von den Ärzten explizit angefordert werden. Für den Rest der Menschheit, leider auch für Diabetes-Berater und diabetisches Pflegepersonal stehen nur jene Infos bereit, die in etwa den Beipacktexten entsprechen. Ich habe den Vorwurf geäußert, dass mit diesen restriktiven Anordnungen die Diabetiker nicht geschützt werden, sondern eher in Panik versetzt werden und in ihrer Lebensqualität eingeschränkt werden. Die Aufbewahrung und Haltbarkeit des Insulins wird so für viele Diabetiker zum Stress-Thema. Man hat mir gesagt, dass man selbst nicht glücklich ist über diese übervorsichtigen Anordnungen, doch man müsse das so schreiben. Wer das so verlangt, ist mir bis jetzt nicht klar.
Ich werde oft eingeladen, um vor Diabetikern, Ärzten und diabetischen Fachpersonal über meine Erfahrungen zum Thema Diabetes-Reisen-Outdoor-Bergsteigen zu sprechen. Einladende sind dabei Selbsthilfegruppen, Diabetologen und auch die Diabetes-Pharma selbst. Oft scheint es mir, dass die Diabetes-Pharma gar nicht unglücklich ist, dass ich die Beipacktexte in Frage stelle. Sie selbst dürfen offensichtlich nicht über die tatsächliche Haltbarkeit des Insulins sprechen, mir kann und will man aber nicht den Mund verbieten, ich darf reden. Durch diese Zusammenarbeit mit Diabetologen und der Diabetes-Pharma bin ich natürlich auch an Insider-Informationen gelangt, die sonst eben nur den Fachärzten (auf ausdrückliche Anfrage) zustehen.

Liebe Grüße

Geri

[Geri]

Ein Nachtrag zur langsamen und kontinuierlichen Wirkungsabnahme des Insulin: Natürlich gilt dies nur bis zu einem bestimmten Temperatur-Grenwert, den ich nicht kenne, aber bei 50-60 Grad vermute. Wenn ich Insulin in siedendem Wasser koche, wird es wohl innerhalb von Minuten kaputt sein.

Liebe Grüße

Geri

[Wunderkind]

Hallo geri


Du lebst zum teil von outdoorreisen? Das ist ja spannend.
Magst du ev. In einem eigenen thread davon erzählen?
würde mich freuen davon zu lesen =)

[hut]

Die Firma Novo Nordisk hat zur Frage der Temperaturempfindlichkeit wie folgt Stellung genommen:

Sehr geehrter Herr T

Besten Dank für Ihre Anfrage. Das Haltbarkeitsdatum sowie die Lagerungshinweise, die wir bei unseren Produkten angeben, beruhen auf Stabilitätsstudien die wir mit den Produkten durchgeführt haben. Werden die Produkte entsprechend diesen Lagerungshinweisen gelagert können wir garantieren, das die Qualitätslimiten alle bis zum Ablaufdatum eingehalten werden. Aus diesem Grund dürfen wir auch nur diese Lagerungshinweise empfehlen. Es ist aber natürlich sicher richtig, dass das Insulin nicht plötzlich, sondern langsam und kontinuierlich seine Wirkung verliert. Dies kann je nach Temperatur, ob das Insulin noch Licht ausgesetzt ist, oder ob es beispielweise noch geschüttelt wird, langsamer oder schneller gehen. Aus diesem Grund können wir keine Angaben darüber machen, wie schnell oder langsam Insulin degradiert, wenn es nicht bei der empfohlenen Lagertemperatur aufbewahrt wird.
Generell ist die Degradierung von Insulin beschleunigt bei einer Lagerung bei höheren Temperaturen verglichen mit der Lagerung im Kühlschrank (2°C - 8°C). Die Wirksamkeit der Produkte nimmt dann langsam ab und die Abbauprodukte in der Lösung nehmen entsprechend zu. Auch physikalischen Eigenschaften, wie die Bildung von Partikeln oder Fasern können beeinflusst werden, welche ebenfalls einen Einfluss auf die Wirksamkeit haben. Abbauprodukte können allenfalls zu immunologischen Reaktionen führen, was sich zum Beispiel an Rötungen an der Injektionsstelle zeigen kann.
Wie in der Packungsbeilage angegeben, ist die In-Gebrauchs-Frist von Novo Nordisk Insulin 6 Wochen unterhalb von 30°C (ausser NovoRapid und NovoMix 30 vier Wochen). Wird Insulin länger oder eben bei wärmeren Temperaturen aufbewahrt, kann dann eben, wie oben erwähnt, langsam die Wirksamkeit vermindert werden. Der Autor des Beitrags konnte ja bei seiner Reise beobachten, dass er trotz längerer Lagerung bei sehr hohen Temperaturen nicht einmal ein Wirksamkeitsverlust feststellen konnte.

Wichtig in dieser Hinsicht ist aber sicher auch, dass gefrorenes Insulin sehr schnell denaturiert und nicht mehr wirksam ist, d.h. auf Gefrieren ist das Insulin sehr viel empfindlicher, hier sollte man wirklich vorsichtig sein, auch beispielsweis bei der Verwendung von gefrorenen Kühlelementen.

Für die erwähnten Insuline Humalog und Lantus können wir keine Angaben machen, da müsste der Hersteller dieser Insuline direkt angefragt werden.

Wir hoffen, Ihnen mit diesen Informationen gedient zu haben und stehen für allfällige Fragen gerne zur Verfügung

[Geri]

Es ist jetzt sicher schwierig für mich, ohne konkreten Anlass einen Thread zum Thema Outdoor-Reisen zu eröffnen. Ich werde aber sicher gerne mitdiskutieren, wenn konkrete Fragen auftauchen. Wen es interessiert, was ich so an Outdoor-Reisen unternommen habe, kann dies in meinem Lebenslauf auf www.winklerworld.net nachlesen. Ich habe auf dieser Webseite auch einen sehr ausführlichen Bericht darüber, wie ich bei solchen Reisen mit meinem Diabetes umgehe (PDF-File).
Vielen Dank auch für die schnelle Übermittlung der Antwort von Novo. Der Autor dieser Zeilen hat eigentlich keine einzige meiner Behauptungen in Frage gestellt. Natürlich kann er sich nicht so weit hinauslehnen, diese Behauptungen zu neuen Richtlinien empor zu heben. Keiner der Insulin-Hersteller will sich mit Klagen von Patienten konfrontiert sehen, auch wenn er diese dann widerlegen kann. Aber so etwas ist immer mühsam. Da diese Hersteller alle auch die USA beliefern und dort bekanntlich auch völlig Absurdes eingeklagt werden kann, müssen sie sich natürlich auch gegen diesen Markt absichern.
Ein Beispiel will ich noch hinzufügen: Alle "alteingesessenen" Diabetiker unter uns kennen noch Insuline wie Actrapid, Ultralente, usw. Auch bei diesen Insulinen gab es derart strenge Lagerungshinweise. Nun vor wenigen Jahren, als schon so gut wie niemand mehr diese Insuline verwendete, gelangte folgende Studie an die Öffentlichkeit. Hier hätte ich nun gerne ein Bild eingefügt, hab aber nicht herausgefunden, wie ich es mache. So begnüge ich mich damit, die Werte für Actrapid aufzulisten:
Lagerung bei 4 Grad: Haltbarkeit: 36 Jahre mit 2% Wirkungsverlust, 92 Jahre mit 5% Wirkungsverlust
Lagerung bei 15 Grad: Haltbarkeit: 5 Jahre mit 2% Wirkungsverlust, 13 Jahre mit 5% Wirkungsverlust
Lagerung bei 25 Grad: Haltbarkeit: 12 Monate mit 2% Wirkungsverlust, 31 Monate mit 5% Wirkungsverlust
Lagerung bei 40 Grad: Haltbarkeit: 5 Wochen mit 2% Wirkungsverlust, 14 Wochen mit 5% Wirkungsverlust
Studie: Jens Brange, Galenics of Insulin, Springer Verlag 1987

Liebe Grüße

Geri

[hut]

.... kann dies in meinem Lebenslauf auf www.winklerworld.net nachlesen
Leider gelingt es mir nicht, die Seite zu öffnen.

[Geri]

Sorry, geht mir im Moment auch so. Hab keine Ahnung, warum? Hoffe, dass das Problem bald behoben ist.

Liebe Grüße

Geri

[Geri]

Das Server-Problem ist nun behoben. Die Webseite sollte nun wieder abrufbar sein.

Liebe Grüße
Geri